Ein Eldorado für Näherinnen

Esther, 48 Jahre

Auf dem Grundstück des 3. Lebenszentrums (CLZ) von CLAIM, wo wir untergebracht waren, war letztes Jahr ein schönes, zweistöckiges Mehrzweckhaus gebaut worden. Ich war sehr gespannt, den Saal zu sehen, wo ich meinen Nähkurs abhalten würde. Als wir am ersten Tag über die Holztreppe zum oberen Stock des Gebäudes hinaufstiegen, staunte ich nicht schlecht: da standen auch schon die elektrischen Nähmaschinen aus dem Schweizer Hilfsgütercontainer, alle einsatzbereit aufgestellt. Es war wirklich ein Eldorado; jemand hatte sogar einen Ständer mit Reissverschlüssen von einem Merceriegeschäft gespendet. Genügend Stoffe und Faden waren auch da! Nun war ich sehr gespannt darauf, was für Frauen an diesen Kurs kommen würden und was sie wohl nähen wollten – ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete … Ich musste allerdings noch eine Woche warten, bis ich mit dem Kurs beginnen konnte, denn erst fanden noch die mongolischen Nationalfeiertage statt und während dieser Zeit lief gar nichts. Was mich während dem Kurs dann sehr beeindruckt hat, war, wie die Teilnehmerinnen einander geholfen haben, obwohl sie sich auch gerade neu kennen gelernt hatten. Wenn zum Beispiel jemand falsch genäht hatte, haben sie einander immer geholfen, alles Genähte wieder aufzumachen. Eine Teilnehmerin konnte den Kurs nicht fertig machen, weil ihr Schwiegervater krank wurde; da gibt es keine Ausrede, man lässt alles fallen und hilft bei der Pflege mit. Da war es wie selbstverständlich, dass die anderenTeilnehmerinnen für die Fehlende die angefangene Arbeit fertig machten. An den Abenden habe ich mich oft daran gemacht, die ganzen Nähutensilien, die da gespendet wurden, zu sortieren. Ich war sehr erstaunt, dass ich Raritäten wie z.B. Nähspulen aus Holz, wie sie meine Grossmutter hatte, vorfand. Oder Messbänder, die nicht lesbar waren und Nähkisten mit einem wirren Durcheinander. Da musste ich so einiges aussortieren… Mit Urnaa, die für das 3. CLZ verantwortlich ist und im Winter weitere Nähkurse durchführen wird, habe ich mich sehr gut verstanden. Während unserem Aufenthalt hatte sie sehr viel Arbeit mit den reifen Gurken, Radieschen, Peperoni und Salaten im Gemüsetunnel. Sie hat jeden Morgen mehrere Kilo Gemüse geerntet und zum Verkauf bereit gemacht. Und trotz der vielen Arbeit hat sie mit meiner Hilfe in der Freizeit noch ein schönes Kleid und eine Bluse genäht, um möglichst viel zu profitieren. Es hat mich auch sehr berührt, dass sie mit ihrem bescheidenen Lebensstil mich am Schluss mit Ohrringen und einem passenden Ring beschenkt hat. Diese Leute haben nicht einen solchen Überfluss wie wir und sind doch immer bereit, etwas zu schenken! Die Kurstage sind leider viel zu schnell vorbeigegangen, aber die Teilnehmerinnen hatten einen riesen Spass, konnten sie doch eine Hose, ein Shirt und ein Etui mit nach Hause nehmen. Ich finde, CLAIM macht da eine ganz tolle Arbeit – die Kurse sind für die Frauen kostenlos, sie bekommen dazu noch ein feines Mittagessen und sogar ein Geschenk!

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